Inszenierte Fotografie - Märchenhaft inszenieren

Auch wenn sich die hochprofessionelle Arbeit des Fotokünstlers nicht 100%ig auf die Fotografie mit Kindern übertragen lässt, lieferte das Seminar eine Fülle an Ideen, wie sich auch in der Kinderfotografie mit viel Fantasie, günstigen Alltagsmaterialien (Papierrollen, Nudeln etc.) und einem gekonnten Umgang mit Licht und Fototechnik effektvolle Inszenierungen umsetzen lassen.

Inszenierte Fotos wollen nicht die Welt abbilden, sondern eine stilisierte Wirklichkeit schaffen, die uns emotional berührt. Wie genau erzeuge ich aber eine gewisse Dramatik oder skurrile Spannung? Anders als beim Schnappschuss muss ich mein Bild mit Inhalt, Aufbau und vor allem Lichtgestaltung auf die beabsichtigte Bildaussage hin genau planen.

Geleitet wurde das Seminar von dem argentinischen Fotografen Fabio Borquez, international bekannt für seine inszenierten Fotos. Fabio Borquez wurde am 26. Dezember 1964 in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Hier studierte er Kunst und Architektur. Er gewann verschiedene Stipendien für Indien, Kolumbien und Deutschland und machte sich auf seinen Reisen das Fotografieren zu Eigen, um die Welt in Bildern festzuhalten.

Unter anderem veröffentlichte er in Hochglanzmagazinen. Die Liebe führte Borquez vor 10 Jahren nach Deutschland, wo er sich fortan seinen Platz als Künstler und Fotograf aufbaute. Borquez ist heute ein international bekannter Kunstfotograf, der Bildbände veröffentlichte sowie ganze Bildstrecken in Hochglanzmagazinen.

Seit einigen Jahren ist Borquez aber auch als Kunstpädagoge tätig und arbeitet mit viel Engagement und zusätzlichem, ehrenamtlichen Zeitaufwand seit langem im Rahmen des Landesprogramms Kultur und Schule mit Kindern und Jugendlichen im Projekt „Kultur und Schule“ in Neuss.  2001 wurde er Preisträger von „Kultur prägt“ für das Projekt „In den Händen von Morpheus“. Zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Marie-Curie-Gymnasiums und dem Theodor-Schwann-Gymnasiums Neuss entwickelte er Fotografien mit großer Ausdrucksstärke.

Im Workshop stellte Borquez zunächst einige der aufwendig inszenierten Fotos vor, in welchen die SchülerInnen ihre Träume und Gefühle darstellten: Bei ihren Kompositionen ließen sich die Nachwuchs-Fotokünstler inspirieren von Bilderwelten aus Kunst und Film.

Alle Bilder entstanden im Team: Die SchülerInnen waren Regisseure, Maskenbilder, Modelle, zuständig für Kostüme oder Catering. Für ein inszeniertes Foto wurde ein eintägiges Shooting angesetzt, hinzu kamen die Konzeptualisierung sowie arbeitsintensive Vorbereitungen. „Wesentlich für solche Fotos ist die Leidenschaft für die Fotografie“, so Borquez, denn es erfordere stundenlange Konzentration, am Detail zu arbeiten.

2 Beispiele: (Licht und Machart)

Für die vom Film Psycho inspirierte Inszenierung waren zahlreiche Vorbereitungen vonnöten: die SchülerInnen setzten sich mit dem Thrillerklassiker auseinander und versuchten, die wesentlichen Elemente der Bildsprache zu ergründen, Gesten und Schlüsseldetails herauszukristallisieren sowie passende Kostüme zu besorgen.

Beim Shooting wurde eine Lichtquelle von 2500 Watt sowie ein Reflektor eingesetzt. Häufig spielen außerdem Rauch und Klappen eine wesentliche Rolle bei Filminszenierungen.

Ein anderes Beispiel aus einer Reihe zum Thema Emotions: Hoffnungslosigkeit (Krieg: auf Friedhof) ist eine Inszenierung, die am Tag aufgenommen wurde, aber mit anderer Farbtemperatur, wodurch das Szenario als nächtlich aufgenommen erscheint. Das Spiel mit der Lichtfarbe ist hier entscheidend. Während normalerweise mit 3500-5000 Kelvin gearbeitet wird, wurden bei diesem Bild 10.000 Kelvin eingesetzt.

Technik der Inszenierung

Fotografie ist ein Spiel mit den Elementen Zeit, Blende und Empfindlichkeit. Dabei ist der Einsatz von Licht unverzichtbar. Fabio Borquez stellte den SeminarteilnehmerInnen sinnvolle Lichtquellen mitsamt Zusatzequipment und Belichtungsmesser vor, die zusätzlich zur Spiegelreflexkamera zum Einsatz kommen können. Allerdings muss man diese Technik nicht unbedingt besitzen, sondern kann sie für ein Shooting bei Lichtverleihern wie Rent 711 oder Calumet Foto ausleihen. Geräte wie z.B. einen Profoto Schirm oder eine Flächenlampe bekommt man für ca. 30 €,- pro Tag.

LED-Licht sei für Inszenierungen nicht empfehlenswert, da eine solche Quelle kein warmes Licht ausstrahle und bislang auch noch nicht geklärt sei, ob das Licht für Kinder ungefährlich ist.

Sinnvolle Licht- und Kameratechnik (Empfehlungen von Fabio Borquez):

Sunbounce –Reflektor;

Dauerlicht Hedker Lampe (700 €), 3 x 600 Watt oder 2 x 1200 Watt

DX 15 – 150 Watt (Leistung von 600 W) mit Vorschaltgerät, 400€

Profoto Akkublitz acute b 600 (2000 € + Leuchte 1200)

Beautytisch für weiches Licht

Ringblitz von Profoto

Belichtungsmesser Sekonic 800€

Inszenierung von Hüten

Am Nachmittag konnten die TeilnehmerInnen im „Studio“ selber inszenieren und fotografieren. Zunächst baute jede/r Einzelne aus unterschiedlichen Materialien (Nudeln, Papierrollen, Dosen etc.) einen möglichst originellen Hut. Die Hutträger wurden mit Dauer- und Effektlicht ausgeleuchtet.Mittels Belichtungsmesser wurden Werte berechnet, die für das Fotografieren geeignet erschienen. Die TeilnehmerInnen experimentierten mit unterschiedlichen Blenden und Zeiten, um Hintergründe dunkler zu bekommen und so beispielsweise die Dramatik eines Bildes zu erhöhen.

Bei diesem Bild wurde der Wert: Zeit: 80 + Blende + 5,6 verwendet. Folgendes Ergebnis entstand:

Links siehst du noch einige andere Impressionen aus dem Seminar.