Porträtfotografie mit Kindern

Porträtfotografie eignet sich besonders gut, um mit Kindern zu erarbeiten, welches Selbstbild sie von sich haben. Denn das Foto eines Menschen sagt in der Regel sehr viel über sein Wesen aus. Doch wie macht man eigentlich ein gutes Porträt? Worauf sollte man achten? Und wie kann es Kindern bei ihrer Identitätsfindung behilflich sein?

Interessantes für den Fotografen

Person
Wen Sie fotografieren, ist prinzipiell egal. Viel wichtiger ist, dass sich Fotograf und „Model“ aufeinander einlassen können. Ein Porträtfoto sollte nämlich etwas über die abgelichtete Person erzählen und eben nicht nur einen x-beliebigen Menschen zeigen.

Belichtung
Im Normalfall möchte man, dass ein Mensch auf einem Foto natürlich rüberkommt. Das ist oftmals gar nicht so leicht, denn sowohl bei direkter Sonneneinstrahlung als auch beim Anblitzen von Personen, wirkt ein Bild schnell überstrahlt, die Haut sehr blass, die Schatten hart. Am besten eignet sich daher sogenanntes weiches Licht. Dieses findet man draußen vor allem in den frühen Morgenstunden, wenn die Sonne noch nicht senkrecht von oben scheint oder abends vor der Dämmerung. Auch in Räumen kann man ohne professionelle Ausrüstung für weiches Licht sorgen, indem man beispielsweise mit einem Reflektor arbeitet oder einen Strahler auf eine helle Wand richtet, die dem Fotomodel gegenüber liegt. So werden die Konturen und die Schatten weicher und die Haut sieht viel natürlicher aus als bei direktem Lichteinfall.
Zudem kann die fotografierte Person sich selbstverständlich besser entspannen, wenn sie nicht vom Licht geblendet wird.

Umfeld
Ein Porträt zu fotografieren heißt nicht gleich, jemanden vor einem einfarbigen Hintergrund abzulichten. Viel besser ist es, wenn sich die fotografierte Person an dem gezeigten Ort wohlfühlt oder etwas Bestimmtes mit ihm verbindet. So wird das Bild auch nachher für den Betrachter viel spannender, da die Umgebung dem Foto eine zusätzliche Aussage verleiht.

Perspektive und Format
Welche Wirkung wollen Sie mit Ihrem Bild erzielen? Normalerweise fotografiert man Menschen auf Augenhöhe, wenn man so wenig wie möglich verfälschen möchte. Manchmal ist es aber auch interessant, eine ungewohnte Perspektive einzunehmen. Fotografieren Sie jemanden von unten, wirkt er gleich dominanter, von oben hingegen sieht er kleiner und unterlegener aus.

Probieren Sie ruhig aus ob Ihnen ein Hoch- oder Querformat besser gefällt. Vielleicht drehen Sie auch einfach mal die Kamera und bekommen so einen Bildausschnitt mit einer ganz neuen Aussage.

Möglichkeiten des Fotomodels

Gerade im Kindesalter verändert sich der eigene Körper so schnell, dass es für die meisten Kinder sehr spannend ist, sich einfach mal „von außen“ zu betrachten. Aber auch in andere Rollen zu schlüpfen, hilft  Kindern, sich zu orientieren und bewusst zu werden, wie sie auf andere wirken und wer / wie sie eigentlich sein möchten.

Körperhaltung und Gesichtsausdruck
Haltung und Mimik kommen auf einem Porträtfoto deutlich zur Geltung. Lassen Sie die Kinder einmal experimentieren und schauen Sie sich die Fotos nachher gemeinsam an. Was macht es aus, ob jemand auf einem Foto ernst dreinblickt oder lacht? Wie wirkt jemand, der die Schultern hängen lässt oder aufrecht steht? Sprechen Sie auch an wie die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Kinder aussieht.

Verkleidung und Schminke
Gerade Kinder haben viel Spaß daran, sich zu verkleiden. Außerdem können sie so austesten, worin sie sich wohlfühlen und welche Reaktionen andere Menschen zeigen, wenn sie sich einmal anders kleiden als gewohnt. Dasselbe gilt für Schminke. Jüngere Kinder können diese gut als Verkleidungselement nutzen und sich so völlig verwandeln, während ältere austesten können, welche Veränderung ein Make Up bewirken kann.

Nachbearbeitung

Selbstverständlich können die Fotos am Computer auch noch nachbearbeitet werden. Ein und dasselbe Bild hat beispielsweise in schwarz-weiß eine völlig andere Wirkung als in Farbe. Probieren Sie verschiedene Varianten aus und lassen Sie die Kinder entscheiden, was ihnen am besten gefällt.

Auch die Möglichkeit des Retuschierens kann sehr spannend sein. Gerade in einer Zeit, in der Kinder anfangen, sich an Modelmaßen zu orientieren und Selbstzweifel am eigenen Aussehen schon sehr früh einsetzen, kann es hilfreich sein zu verdeutlichen, wie viel man an einem Foto im Nachhinein noch verändern und verfälschen kann, und dass professionelle Fotos immer noch überarbeitet und „verschönert“ werden, bevor man sie zu Gesicht bekommt.

Weitere interessante Hinweise finden Sie unter:
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,570458,00.html
http://www.fotopaed.de/fotopadagogik/portraetfotografie/

Bildnachweise:
Mädchen 1: khrawlings  –  Junge 1: Seth Lemmons  –  Junge 2: Pedronet  –  Mädchen 2: zaps06  –  Mädchen 3: D Sharon Pruitt     (flickr.com/creativecommons)

Autorin: Anke Rogmann